Freitag, 27. November 2009

Geschnibbel


Als ich noch ein Kind war, hatte ich immer so einen gekauften Adventskalender mit kleinen Schokoladenteilchen. Ich war aber auch schon damals ein echter Schoko-Junkie. So bin ich irgendwann auf den Trick verfallen, die Dinger spätestens am 3. Dezember von hinten zu öffnen, dann musste ich morgens immer nur ein bisschen schmatzen und zusehen, dass keiner in der Nähe war, wenn ich mich an den Türchen zu schaffen machte. Oh lecker. Schon damals ist niemandem bei den Stichworten Askese und Disziplin mein Name eingefallen.
Vorher versuchte ich nämlich die Schokolade von vorn zu ernten und dann die Papptürchen einfach wieder zuzudrücken. Diese Masche war aber zu billig und flog immer schnell auf. Zusätzlich zu echten 20 Tagen "ohne" gab es dann noch mächtig Ärger. Das will ja keiner. Also sind die Schokofertigteile tabu. Diese Schmach müssen das Fräulein M. und der kleine Herr L. nicht erleiden. Diese nicht!
So werden Adventskalender jedes Jahr selbst gestaltet und dank zwanzig Jahren Training mit dem großen P. habe ich auch eine gewisse Virtuosität erreicht - will sagen: am 1. Dezember warten auf jedes Kind 24. selbstverpackte kleine Überraschungen.
Höchste Zeit also, die Latte höher zu hängen, und über das Design der Verpackung zu grübeln. Allerhöchste Zeit sogar. Vor zwei Tagen kam ich dann auf die Idee mit den Zellglasbeuteln und den Servietten und so. Der Prototyp oben, ich geb's zu ist ein bisschen schlampig zusammengeklatscht. Das wird natürlich besser in der Produktion. Was hier einfach - ZACK - getackert ist, kommt unter die Nähmaschine und dann wird es hübsch, oder? Sagt doch selbst.
"Das wird soger sehr hübsch!"
oh, danke.
Die Sache hat nur einen winzig kleinen Haken in Form eines Sterns. Diesen Weihnachtsschmuckstern habe ich dramatisch verkleinert und er soll nun auf alle!!! Tütchen. Ich brauche 48 fertige Sterne.
Stand jetzt und hier der Adventskalenderproduktion ist wie folgt:

Tjaha, von wegen kein Problem. In ungefähr ziemlich genau vier Minuten sitze ich im Taxi, das mich zur Weihnachtsfeier bringt. Die wird sicherlich rauschend und - lang. Morgen dann, wenn ich eigentlich noch in sauer liege, steige ich mit dem Herrn S. aus F. in den Zug nach Dresden und wir machen, was Eheleute halt manchmal so machen. Wir fahren übers Wochenende weg. Ha. Das wird ganz wun-der-bar. Nur: Wer verwandelt dann die Schnibbel in Sterne? Ich nehm sie mal vorsichtig mit und kuck mal wie mein Zugbegleiter kuckt, wenn ich anfange zu falten.
WAS ich da reinstecken werde, fragt ihr?
Das weiß ich noch nicht. Ist ja noch Zeit

Mittwoch, 25. November 2009

Violett



So ungefähr habe ich neulich morgen zwischen viertel nach neun und viertel nach zehn ausgesehen. Menschmenschmensch. Kann mir mal jemand erklären, wie das kommt? Ja, ich weiß schon, ich habe Sport gemacht. Aber sooo doll ja nun auch wieder nicht. Schon lange beobachte ich dieses Phänomen. Es gibt Menschen, die laufen Marathon und haben etwas gerötete Wangen kurz bevor sie im Sauerstoffzelt kollabieren. Ich hingegen mache mich gerade mal warm, da fange ich auch schon an zu leuchten und zu glühen. Auf Kilometer bin ich dann gut zu erkennen.
Um diese Jahreszeit wirkt es besonders dramatisch, wenn beim Waldlauf alles grau in grau ist und dann: Trine mit der Leuchtboje auf den Schultern. Ich laufe schon immer ohne Haargummi und mit gesenktem Kopf, aber es hilft nichts, durch die ganze Mähne leuchtet es erst knallrot und dann immer dunkler und dunkler.
Kann mir mal jemand erklären, woran das liegt?
Ich kann doch jetzt nicht für den Rest meines Lebens im dunkeln und alleine Sport treiben! Tennis spielen geht ja noch, da ist der Trainer - für einen Gegner reicht mein Können auf dem Platz ja noch lange nicht - also jedenfalls ist mein Gebenüber weit weg und hoffentlich farbenblind, beim Reiten geht's auch noch so gerade eben. Die Beleuchtung in der Halle ist schummerig, die anderen haben mit ihren Zossen selbst genug zu tun und beim Ausreiten schauen alle in dieselbe Richtung, muss ich also nur hinten bleiben.
Wirklich schlimm ist allerdings das Nachglühen. Für Stunden will diese Farbe einfach nicht weichen. Es ist zum Heulen.

Montag, 23. November 2009

Kennt ihr noch Johnny Logan?

















What's another year?
Ich freu mich immer noch, wenn ich Geburtstag habe, obwohl ich schon einigermaßen viele gefeiert habe. Trotzdem finde ich es immer schön, wenn viele Leute anrufen und vorbeikommen und klingeln und mir alles Gute wünschen. Aber das tollste ist: Die Blumensträuße werden immer üppiger.
Außerdem bin ich bis ganz oben voller Kaffee und Croissants, geht ja auch nicht anders, wenn netter Besuch da ist.
Wenn man so nah am Jahresende irigendwann zwischen Totensonntag, Volkstrauertag und Buß- und Bettag Geburtstag hat, liegt es ja nahe die guten Neujahrsvorsätze schon mal ein bisschen vorzuziehen. Auch wenn es gerade sehr en vogue ist, keine Vorsätze zu fassen, muss ich diesmal aus der Reihe tanzen. Ich habe Vorsätze, gute, sehr gute sogar.

Donnerstag, 19. November 2009

Flattermänner


Der kleine Herr L. ist krank. Schon die ganze Woche. Das bedeutet, dass er nicht in den Kindergarten geht und ich nicht ins Büro und auch sonst nirgends hin. Mein Bleichgesicht baut vormittags Lego- und Papierflieger und ich bin auch irgendwie angehalten mich zu beschäftigen. Also brauch ich was zackiges, bei dem ich mich nicht allzu doll konzentrieren muss, denn: ich werde hier schon gescheucht.
Da kamen mir diese Piepmätze gerade recht. Fräulein Ms Zimmer sah von außen sowieso recht undekoriert aus.

Mir scheint, ich habe auch gleich wieder drei! Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Ich kann es also schon fast mit dem tapferen Schneiderlein aufnehmen.
Murmel hat seinen Namen ja nicht ganz zu unrecht. Alles was kugelform hat, wird von ihm geliebt und durchs Haus geflitscht. Da mag ich gar nicht dran denken, was passiert, wenn der Weihnachtsbaum voller Kugeln hängt. Und die kluge Frau plant weit im Voraus. So werden dieses Jahr also die selbstgenähten Sterne aus dem letzten Jahr mit den Vögeln aus diesem Jahr die Oberhand gewinnen.
Ein paar von den Stoffresten finden eine Aufgabe und Bestimmung und mein Näh- ähem -zimmer kommt einem aufgeräumten Zustand ein Stück näher.
Ich habe wieder einen Grund einkaufen zu gehen, weil sich der Bestand an Füllkissen langsam dem Ende nähert.
Wenn das mal nicht als voller Erfolg zu verbuchen ist.

Montag, 16. November 2009

Pff

    Während das Fräulein M. wieder und wieder und schneller und schneller pflaumenblaue Pfirsichblüten pfor meinem inneren Auge sozusagen entstehen lässt, erinnere ich mich an eins meiner Versprechen. Es gibt sicher viele Versprechen, an die ich mich nicht mehr erinnere und bestimmt auch einige, die ich lieber vergessen würde, aber an dieses eine erinnere ich mich ganz genau, als sich bei meiner Tochter Zunge und Lippen einen heftigen Kampf miteinander und der zungenbrecherischen Hausaufgabe liefern.
    Ich habe versprochen Lesezeichen-Prototypen für den Weihnachtsbasar in der Schule zu entwerfen. Alles nur, weil ein einziger kleiner Zettel mit Notizen - übrigens auch prinzipiell wunderbar als Lesezeichen zu verwenden - verschwunden ist. Auf desem Zettel standen jedenfalls massenhaft Ideen für einen Weihnachtsbasar und ich hatte ihn. Ich habe ihn aber nicht mehr. So habe ich - großzügig wie ich bin - kurzerhand beschlossen, mir eben selbst was zu überlegen.
    Lesezeichen gehen ja immer. Man kann ja auch alles nehmen, was irgendwie platt ist, außer vielleicht Knäckebrot oder Scheibletten. Ansonsten: Kassenbons, TÜV-Bescheinigungen, Taschentücher (unbenutzte natürlich, sonst sind sie ja nicht mehr platt), CDs, alte oder neue Postkarten, kurz - alles was zweidimensional ist oder sich auf zwei Dimensionen reduzieren lässt.
    Das hätte mir aber nun niemand durchgehen lassen, wenn ich die Kinder platte Sachen hätte suchen lassen. Nun habe ich also ein bisschen gebastelt und gepfriemelt und zwischendurch auch bereut, wieder mal leichtfertig alles mögliche zugesagt zu haben. Jetzt habe ich jedoch ein paar Plattheiten beisammen und bin selbst für Weihnachten schon so ziemlich aus dem Schneider, will sagen, fertig: Es gibt Bücher.

Modell Tannenbaum
Streng genommen würde es genügen einen Tannenbaum aus Pappe auzuschneiden. Weil Tante Ingrid dann aber doch bei jedem Schenker, der älter als drei ist, verschnupft kucken täte, nimmt man noch zwei Stückchen Stoff  - pfielleicht mit einer Pfirsichblüte und näht sie mit großen Stichen und Lurexgarn um den Pappkameradenbaum.

Modell Gutenberg
Hä? Höre ich euch fragen. Hat die sie noch alle?! Jepp. Wie ich neulich gelernt hab, hat schon Gutenberg so gedruckt. Nein, nicht mit Luftpolsterfolie, aber auch er hat das Papier auf den Druckstock - gedruckt. Vielleicht hat er sogar ein Nudelholz benutzt, ich habe einfach die flache Hand zum Andrücken genommen, das reicht auch völlig aus.

Modell Anything goes
Wenn man eben noch nicht älter als drei Jahre ist, dann geht auch dies.

Modell Keks
Jetzt mal ein anderes Buch, wegen der Farbe. Die schöne Fau Seidenmann passt leider nicht so schön zum grün der Sterne. Der Stoff liegt schon ganz schön lange rum, gefällt mir aber mit einer Sternenkeksform, einem Klecks Füllwatte und zwanzig Zentimertern Satinband und vor allem in homöopathischer Dosierung doch wieder ganz gut.


Modell Märchen
Ich gebs zu, ich war jetzt echt zu faul, das Märchenbuch zu suchen, aber: Rotkäppchenband auf Pappe kleben, Glückssterne falten und fädeln und: Fertig.

Model Sternenhimmel
Dass das Modell Sternenhimmel mit seiner schlanken Taillie zusammen mit dem Liebhaber fotografiert wurde, hat nur einen Grund: Sex sells.


Dienstag, 10. November 2009

Freakshow


Klar, eigentlich ist es noch ein bisschen zu früh, für Schnee, aber...hier haben sie's auch schon gemacht. Wenn wir nur noch ein bisschen üben, dann steht  dem echten Winter nichts mehr im Wege. Ähnlichkeit ist ja durchaus schon vorhanden.

Sonntag, 8. November 2009

Na also!


Geht doch! Dieses Wochenende steht im Zeichen der Zeitlupe. Nachdem ich mir gestern mit der Mistgabel in der Hand einen Hexenschuss eingefangen habe, freue ich mich heute schon wieder drüber auch mal sitzen zu können. Man wird ja bescheiden. Glücklicherweise wohnen hier um mich rum haufenweise Ärzte und Apotheker. Als normaler Mensch wundere ich mich schon manchmal darüber, was die so in ihren Küchenschränken aufbewahren. Jedoch: es hilft, wie gesagt, sitzen geht und morgen ist wohl alles wieder eingerenkt. Dann wird die Woche allerdings wohl nicht viel gebastelt und gefrickelt. Das Laub ruft. Und zwar vernehmlich.

Freitag, 6. November 2009

Streptokokken


Nein, das ist kein Foto eines Streptokokkus, auch wenn ich mittlerweile eine recht innige Beziehung zu den Biestern entwickelt habe. Allein in diesem Jahr hatte ich sie fünf Mal zu Besuch und Stephan  - in dieser Hinsicht immer brav zwei Schritte (genauer gesagt: Tage) hinter mir - auch. Der ist allerdings noch viel schlechter dran als ich, weil's hinterher immer noch einen feisten Herpes gibt. So richtig mit allem Pipapo. Um die ganze Schnute rum alles voller Bläschen und damit nicht genug. Jetzt - ganz neu - auch in der Nase und in den Augen. Das bleibt mir wenigstens erspart.
Der Kerl auf dem Foto nun wie gesagt kein Kokke, aber eine doch eine Auswirkung.
Habe ich doch im Bett noch leicht febril eine Babyjacke fertig gestrickt und dann zusammen genäht. Jedoch:

Unglaublich oder? Ich habe eine Seite falsch rum zusammen genäht. Aber komplett. Auf der linken Seite sind die Nähte außen. Da kann ich die Jacke drehen und wenden, wie ich will, es bleibt auf einer Seite falschrum. Ich habe ja echt schon viele Fehler beim Stricken gemacht. Zwei linke Vorderteile gestrickt. Knopflöcher auf die falsche Seite. Maschenprobe ignoriert und viel zu groß gestrickt. Viel zu klein gestrickt. Rückenteil in Größe X, Vorderteile in Größe Y. Ich habe nix ausgelassen. Dachte ich. Aber das ist mir noch nicht passiert. Echt nicht. Da ich beim Zusammennähen fast noch penibler bin, als beim Stricken, hat es einen halben Abend gedauert, den ganzen Schmonsens rückwärts zu nähen.

Jezt ist alles wieder zusammen genäht, aber die Jacke ist eben noch nicht fertig, und ob ich es bis Montag schaffe, weiß ich auch nicht. Dann würde aber die Kleine besichtigt und ich müsste schon das Geburtsgeschenk rausrücken. Vielleicht wird es also der kleine weiße Lebkuchenmann aus Wollfilz.