Freitag, 19. November 2010

Auf dem Nachttisch


Vor über 15 Jahren hat der große P. dieses anmutige Stofftier zu Weihnachten bekommen. Von der Tochter der wunderschönen Tante R. aus W. Das Viech gab es in einem Schuhgeschäft zu kaufen. Es hat einen Reißverschluss am Bauch und kam mit drei oder vier weißen und einem schwarzen kleinen Pelzetwassen daher, die entfernt an Lämmer erinnerten. Die sind aber längst alle verschollen. Vielleicht sind sie einfach erwachsen geworden, und es hat hier niemand so recht bemerkt. 

Stiftung Warentest hätte dieses Tier bestimmt aus dem Verkehr gezogen, aber der große P. hat es über alles geliebt. Nun ist er ja schon vor einiger Zeit ausgezogen. Das Tier nicht. Der kleine Herr L. hat es adoptiert. Und ihm wunderbarsten aller Namen gegeben: Mährie. Wie sonst kann ein Schaf, das bewiesenermaßen weiblich ist, heißen.

Keine Nacht ohne Mährie. Und ganz altersgemäß wird ihr seit einigen Wochen vorgelesen. Vom kleinen Herrn L. Das ist nicht nur rührend, weil Mährie offensichtlich eine gute Zuhörerin ist, sondern auch, weil der Herr S. aus F. und ich im Erdgeschoss gut hören können, wenn der kleine Herr L. im ersten Stock eingeschlafen ist. Denn wenn der Sansoni oder der Garzanti auf dem Boden landen, gibt es schon eine recht ordentliche Erschütterung.

Da ist man natürlich extrem neugierig und würde gerne mal mithören, wenn Mährie vorgelesen bekommt. Das lässt der kleine Herr L. allerdings nicht zu. Schließlich handele es sich um eine Geheimsprache, von der ich nicht das geringste verstünde.

So drastisch hat mein Professor das an der Uni allerdings damals nicht formuliert.

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