Freitag, 26. Februar 2010

Vater und Tochter


Der Herr S. aus F. hatte ja noch mitten im Winter eine Mütze von mir verpasst bekommen. Maßgestrickt sozusagen, genau passend für den Schädel. Wer hier hin und wieder mal reinschaut wird gelesen haben, dass es eine einigermaßen schwierige Geburt war. Aber was tut man nicht alles, damit der Mann sich nicht den Kopf verkühlt.

Ich habe jetzt also keine Mühen gescheut und sogar für das Fräulein M. was eigenes gemacht. 


Das wird den Herrn S. aus F. freuen. Nicht nur, weil dann seine Tochter schick aussieht, wenn er mit ihr ausgeht, nein auch, weil seine Mütze nun vielleicht vor ihr sicher ist. Es verging nämlich kein Morgen, an dem ich in den letzten zwei Wochen nicht in letzter Minute - fünf vor acht - dem Fräulein M. die väterliche Mütze vom Kopf zog und zurücklegte. Nun kann sie seit heute mit Papa zusammen losgehen und es muss kein Neid wegen der Kopfbedeckung bei keinem aufkommen.

Schade ist ja nur, dass nach dem langen Winter neun Grad Celsius so warm sind, dass eine Mütze überflüssig ist.

Montag, 22. Februar 2010

Kleine Kinder - kleine Pullis

Große Kinder - große Pullis.

Wenn das jemand beurteilen kann, dann ich. Meine Freundin A. aus H. hat mich mal für eine Zeitschrift interviewt. Die Frage war, ob es besser ist ganz jung oder ganz alt Kinder zu bekommen. Da Frau A. aus H. eine ökonmische Frau ist, hat sie mich genommen. Mich konnte sie zu beiden Seiten befragen und musste also nicht allzuviele Interview-Partnerinnen suchen. Wie soll man auch wissen, ob es besser ist früh Kinder zu bekommen, wenn man spät keine mehr kriegt. Und wie soll man als Spätgebärende wissen, dass man auch dann nicht mit seinem Sohn in die Disco geht, wenn man nur zweiundzwanzig Jahre älter ist.

Ich jedenfalls weiß zu diesem Thema alles. Zumindest theoretisch. Ich kenne alle Vorteile der Frühgebärenden und auch alle Nachteile. Ich kenne die Vorzüge des Mutterseins im Alter und die fürchterlichen Auswirkungen des Schlafentzugs jenseits der 35.

Ein klarer Vorteil am großen P. ist zum Beispiel, dass er so schnell nicht aus Mamas Pulli rauswächst. Ich muss jetzt also nur noch warten, bis die Italienischen Designer grau und türkis kombinieren.

Dann komme ich mit meinem Weihnachtsgeschenk ganz groß raus. Also, Signori, forza!

Donnerstag, 18. Februar 2010

Ein Waldspaziergang

Seit wir hier wohnen, wo wir jetzt wohnen nenne ich uns Moorbewohner. Aber soo ernst habe ich das nicht gemeint. Eigentlich!

Montag, 15. Februar 2010

Nachher

Heute war nun also der große Tag: Der kleine Herr L. ist vier! Jahre alt geworden. Wow. Es gab ein rauschendes Fest. Jetzt sind alle Gäste wieder zu hause und hier setzt eine enorme Mattigkeit ein.


Müsste ich nur noch mal dahinter kommen, wieso ich Luftschlangen für eine grandiose Idee hielt.

Mittwoch, 10. Februar 2010

Nachts auf der Baustelle


Es schneit und schneit und schneit und schneit. Wir Hamburger sind das einfach nicht gewohnt und langsam verliert sogar der kleine Herr L. die Lust, jeden Tag mit schwerem Gerät gegen die weißen Massen anzutreten.

Anstatt also draußen rumzutollen und Oh Schnee wie schööön zu jubilieren, denken wir immer öfter: hoffentlich verschwindet diese weiße Sch... Halt! Das wollen wir ja nicht mehr sagen.

Wir lümmeln also wieder mit mäßig schlechtem Gewissen drinnen rum und suchen die goldene Mitte:



Wie golden? Mitte? Wo? hör ich euch fragen. Ich seh nix goldenes würde der Herr S. aus F. sagen. Da ist blau und weiß und ein bisschen rot, aber golden???

Gemach, gemach, wir haben sie ja auch noch nicht gefunden. Da ist wirklich nix goldenes auf dem Bild und in der Mitte des Kissens schon gar nicht. Die Mitte an sich ist ja schon recht schüchtern, die sehr seltene goldene ist aber ein besonders scheues Geschöpf, das sich nicht so ohne weiteres zeigt oder gar fotografieren lässt.

Denn: Ziel war es, in meinem Näh- äh -zimmer soweit klar Schiff zu machen, dass auch mal Kernfamilienexterne einen Blick riskieren können. Und irgendwie habe ich da zwei ziemlich unterschiedliche Herangehensweisen (oh ein Sechsilber, schöne deutsche Sprache). Na jedenfalls zwei Arten des Aufräumens

1. Schrank auf - alles rein - Schrank zu. Das geht. Wenn auch nur mit stabilen abschließbaren Schränken oder zumindest welchen, die sehr starke Magnete als Verschluss haben. 
 
2. Jedes (!) Teilchen in die Hand nehmen. Da geht einem im Nähzimmer einer Sammlerin so einiges durch die Hände, das seinen Platz verlangt. Also, den Platz an den es gehört. 
 
Tja, und diese kleinen Windmühlchen-Dinger, die sollten ein Kissen werden. Das war ihr vorgesehener Platz. Und sie sind ja nun auch angekommen.
 
Hat nur zwei Abende gedauert.
 
Sicher, um jemand Fremden in diesem Jahrzehnt noch in mein Zimmer zu lassen, müsste ich die Schlagzahl langsam erhöhen.

Montag, 8. Februar 2010

Große Ereignisse


werfen ihren Glitzer voraus. Noch eine Woche und dann ist der kleine Herr L. nicht mehr drei. Das ist für einen kleinen Menschen eine ganz große Sache. Dieser Tag schiebt eine gewaltige Bugwelle vor sich her.

Heute nun endlich konnten wir die Einladungen machen.

Morgen werden sie verteilt und dann gibt es kein zurück mehr. Der kleine Herr L. wird dann vier, komme, was da wolle. Wenn wir Glück haben, ist dann einiges von dem Glitzer wieder verschwunden.

Sonntag, 7. Februar 2010

Pünktchen und Anton


Kinder zu haben ist etwas unglaublich wunderbares. Auf der Außenalster kann man den Blick in die Ferne schweifen lassen, so wie man es auch täte, ginge man allein oder zu zwein, kann in der Ferne die Hauptkirchen erblicken. Große Freude kam auf, als wir (die Großen) sahen: es ist kein einziges Büdchen aufgebaut. Wir sind hier unter uns Naturfreunden. 

Während ich noch im Freudentaumel zwischen Ahs und Ohs hin und hergeworfen werde, und mir der Busen vor Freude über diese schöne Stadt schwillt, hat sich das Fräulein M. die Knie blutig geglitscht. Dem Herrn S. aus F. ist kalt.

Nur der kleine Herr L. mag meine Euphorie ein wenig teilen. Vielleicht auch, weil er auf dem Rückweg auf einen Bäcker hofft.

ich: Och, kommt, lasst uns mal auf die andere Seite gehen...
Herr S. aus F. zeigt wortlos nach unten:

 

Ok, wir haben von nun an die Feuerwehrleute nicht mehr aus den Augen gelassen um rechtzeitig gerettet werden zu können. Wir sind doch nicht auf die andere Seite sondern laaaaangsaaaaam zurück zum Auto.

Der Bäcker hatte offen. Mit Anfahrt, dem kleinen Herrn L. an der Alster noch die Schneehose anziehen, Spaziergang auf der Alster, Rückweg zum Auto, Halt beim Bäcker, Rückfahrt waren wir eine knappe Stunde unterwegs. Ohne mich hätten die drei das Programm in 30 Minuten geschafft.

Schöne Sonntagstradition ist dann Kakao, Tee und Kaffee, jedem nach seinem Geschmack zu kochen, Kuchen oder Kekse zu mümmeln und den Kindern vorzulesen. Natürlich wird ihnen jeden Abend vorgelesen, aber Sonntagsnachmittags, da darf ich aussuchen, was ich vorlesen werde und das ist überhaupt das allergroßartigste. Meine Eltern hatten es nicht mit Büchern und so habe ich das Lesen selbst entdecken müssen. Viele Klassiker hole ich jetzt nach. Heute also: Erich Kästner Pünktchen und Anton. Ich habe mich vielleicht ein klein wenig in Rausch gelesen, aber immer wieder aus dem Augenwinkel gesehen, dass der Herr S. aus F. gebannt zuhörte. Kurz vor dem Ende des ersten Kapitels dann:

Der kleine Herr L. deutet auf eine Abbildung in seinem! Dinosaurierbuch: Guck mal Mama! Spannend nicht?!

Ja, äh, klar.

Mittwoch, 3. Februar 2010

Zeitmanagement

Heute ist Mittwoch. Da kann der Tag ja auch nichts für und im Prinzip ist es auch kein schlechter Tag. Er bemüht sich zumindest. Das eigentliche Arschloch der Woche ist der Dienstag. An beiden Tagen verwandelt sich die Küche wie durch Zauberei in ein Schlachtfeld. Jeder Versuch das Chaos zwischen drei nach sieben und sechs vor acht im Zaum zu halten scheitert. Jeden Dienstag. Bereits beim Betreten der Küche machen sich erste leise Erschütterungen bemerkbar.
Fräulein M. braucht: Kakao, Haferfllocken, Milch, Zucker, Becher, Schüssel, Löffel.
Ich brauche: Kaffee.
Naja, klar außerdem noch einen Topf, in dem die Milch für den Kakao erwärmt wird und Kakaopulver und einen Löffel für das Kakaopulver und eine Kanne für den Kakao und einen Becher mit Milch für den Milchschäumer umd ein Glas für den Kaffee und einen Löffel für den Kaffee.
Dann trinke ich Kaffee am Tisch während das Fräulein M. mit vollen Backen schläft und erzählt, schließlich soll eine gute Mutter ja nicht hektisch um ihre Kinder rumspringen, wenn die in Ruhe frühstücken swollen. Ich bin auch fast ganz ruhig. Meinen Text kann ich nämlich auswendig und im Schlaf. Kostprobe gefällig:
Ich : So, Fräulein M. nun hau mal rein, du musst noch Zähne putzen, waschen, anziehen und um acht geht die Schule los.
Fräulein Ms Text wechselt. Entweder sie schnarcht noch oder sie erzählt, wie süüüüüß Charly war und das Kito überhaupt wie auch Flori ein ganz wunderbares Pony....
Ich: Stimmt, mach zu, wir müssen los.
Schließlich, fünf nach halb acht, es geht in die obere Etage zum Zähne putzen und anziehen. Ich mache Brot. Schulbrot für Fräulein M. und Kindergartenbrot für den kleinen Herrn L. Der schläft glücklicherweise um diese Zeit meistens noch. Dazu brauche ich. Brot, Messer, Brett, Butter, Marmelade (Himbeer - immer! nicht nur Dienstags) für die Dame, Wurst oder Käse für den Herrn.
Blick auf die Uhr: Scheiße, viertel vor acht. Ächz.
Jetzt aber husch. Was macht denn Madame? Madame sitzt mit einem Strumpf an einem Fuß und einem Strumpf wer weiß wo auf dem Hocker vor dem Waschbecken und textet den auf den Kater ein.
Ich (schon ein klein wenig ungehalten): Mensch, jetzt mach doch mal. Wir müssen lohos.
Haare kämmen, Schuhe anziehen, Jacke. Wo ist dein Schulranzen?
Zehn vor acht, wir können fast das Haus verlassen, wenn das Fräulein M. ihre Handschuhe noch findet und die Einladung des Fräulein H. zu ihrer Geburtstagsparty, die ich unbedingt noch sehen muss. Ich komme an der Küche vorbei

und mich trifft der Schlag. Wie können denn ein Becher, ein Schälchen, ein Löffel, eine Milchtüte, eine Milchkanne mit Kakao, ein Kaffeeglas, eine Zuckerdose, noch ein Löffel und noch ein Löffel, ein Brett und ein Messer ein derartiges Durcheinander erschaffen? Wer war hier in der Küche und hat daraus einen Saustall gemacht, als ich kurz oben war? Hä? Wer war das?

Der Unterschied zwischen Dienstag und Mittwoch ist, dass am Mittwoch vormittag, wenn ich im Büro sitze, mein kleiner lieber Hausgeist kommt und alles wieder auf Vordermann bringt.